Im Rahmen eines Wettbewerbs des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin eG konnten sich Eike Becker_Architekten mit ihrem Entwurf für einen Wohnturm am Theodor-Loos-Weg in der Gropiusstadt durchsetzen. Es ist das erste genossenschaftliche Projekt des Büros. Der Neubau nimmt die architektonische Formensprache des in den 70er Jahren errichteten Hochhausviertels auf und übersetzt sie in die moderne Zeit. Gropius Ursprungsplanung sah die Integration kleinerer Gebäude in das Hochhausviertel vor. An diese Idee knüpft der Entwurf an: ein fünfgeschossiges Stadthaus und ein eingeschossiger Pavillon sind über einen gemeinsamen Sockel mit dem Hochhaus verbunden. Hier findet sich ein Concierge Service sowie Flächen für Begegnung und nachbarschaftliche Aktivitäten. Ein großzügiges Entree als Ort der Begegnung verbindet das neue Gebäudeensemble, und die neuen Nachbar:innen mit den Bewohner:innen vor Ort. Durch die geometrische Überlagerung der beiden kleineren Baukörper und des Hochhauses wird eine harmonische Einbettung der neuen Bebauung in die Bestandsstruktur ermöglicht und die Höhe des Turms geschickt vermittelt. Gleichzeitig entsteht ein zum öffentlichen Raum orientierter Vorplatz, der mit den Nutzungen im Erdgeschoss korrespondiert. Der urbane Charakter des Entwurfs wertet den Standort insgesamt auf. Die neuen gemeinschaftlichen Angebote sollen zur positiven Weiterentwicklung der Gropiusstadt beitragen.
Walter Gropius Masterplan
Großsiedlungen wie die Gropiusstadt wurden einst als Zeichen der Modernität und des Aufbruchs konzipiert. Architekt:innen und Stadtplaner:innen hatten sich hohe Ziele gesteckt: bezahlbare Mieten und ruhiges Wohnen im Grünen. Walter Gropius wollte die Ackerflächen am südllichen Stadtrand Berlins in eine Gartenstadt verwandeln und aus der Gropius-Stadt ein Vorzeigeviertel machen. Vorgesehen waren zwölf kreisförmig angeordnete Hochhäuser, harmonisch eingebettet in grüne Wohnviertel mit fünfgeschossigen Gebäuden und Einfamilienhäusern. Doch die Politik bremste seine ambitionierten Pläne aus. Aufgelockerter Städtebau galt nach dem Mauerbau als Platzverschwendung. Die Häuser wurden höher, dichter zusammengerückt, die ursprünglich geplante Vielfalt der Wohnungstypen zunehmend eingeschränkt. Aufgrund des Wohnungsmangels wurden aus den ursprünglich geplanten 14.500 Wohnungen 19.000 – schwerpunktmäßig in kettenförmig aneinandergereihten Wohnblocks mit bis zu 31 Etagen. Gropius Ideal musste einer Realität weichen, die schnell zu jenen Problemen führte, vor denen er gewarnt hatte. Gropius, der sich um seine städtebaulichen Ziele betrogen sah, schrieb 1963 in einem Brief an den damaligen Berliner Bausenator Rolf Schwedler: „Einheit in der Vielfalt ist das erstrebenswerte Ziel, nicht langweilige Monotonie.“
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